Neue OZ: Kommentar zu Agrar / Ernte / Bilanz

Bauern auf neuen Wegen

Die gute Nachricht zuerst: Trotz magerer Erntebilanz bei Getreide
gibt es keinen Grund für den Handel, an der Preisschraube zu drehen.
Nicht nur, weil der Getreideanteil an den Kosten eines Brötchens
gering ist, sondern auch, weil nach der Rekordernte 2009 die Lager
mit Weizen, Roggen und Gerste noch prall gefüllt sind. Überdies ist
weltweit der Ertragsverlust keinesfalls verheerend. Das
Bäckerhandwerk wäre also gut beraten, die angekündigte Preiserhöhung
noch einmal zu überdenken.

Die aktuelle Bilanz des Bauernverbandes wirft ein Licht auf die
Unwägbarkeiten, denen Landwirte ausgeliefert sind. Kalt, heiß,
feucht: Auf solche Wetterkapriolen können Bauern kaum reagieren. Für
die Zukunft heißt dies auch, dass unter Agrarproduzenten neue
Denkmuster gefragt sind. Außer einer langfristigen Planung ist das
umzusetzen, was die Weltbank im Weltagrarbericht anmahnt:
Hungerbekämpfung, Klimaschutz und die Verhinderung sozialer und
ökologischer Katastrophen bedürfen einer veränderten Landwirtschaft –
allein schon, um ein Verkümmern der Böden und Wasserknappheit zu
verhindern.

Nur mit Massenproduktion sind die Herausforderungen nicht zu
meistern. Die auf Tonnenzahlen fokussierte Erntebilanz bedeutet nur
einen Teil der Wahrheit. Das Problem ist nicht die Menge an
Nahrungsmitteln, sondern es sind deren Verteilung und Defizite in der
Landwirtschaft vor Ort. Deshalb hungern weltweit mehr als eine
Milliarde Menschen.

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