Klotz am Bein
Noch ist gar nicht sicher, ob es in Putenmastbetrieben, die in
Verbindung zu den Unternehmen der Familie Grotelüschen stehen,
tatsächlich zu den behaupteten Tierschutz-Verletzungen gekommen ist.
Aber die Kampagne zeigt Wirkung – in mehrfacher Hinsicht. Da ist
zunächst einmal der unerträgliche Umstand, dass die
Landwirtschaftsministerin nach einer Morddrohung Polizeischutz in
Anspruch nehmen muss. Dies offenbart, wie aufgeheizt und aggressiv
sich die Stimmung in der Zwischenzeit entwickelt hat.
Nicht eben beruhigend und vertrauensfördernd erscheint allerdings
das Krisenmanagement der Grotelüschens. Erst wurde der Eindruck
erweckt, man habe mit den beschuldigten Mästern kaum etwas zu tun,
doch jetzt stellt sich heraus, dass diesen Bauern Dementis mit
vorformulierten Erklärungen abverlangt wurden – in einem Fall sogar
über den gemeinsamen Privatfax von Ministerin und Unternehmer. Das
kann durchaus stutzig machen.
Doch auch wenn sich die Attacken als haltlos erweisen sollten,
bleibt für die Regierung ein Problem. Astrid Grotelüschen mag eine
noch so fachkundige und tüchtige Politikerin sein, aber ihre Herkunft
aus der Agrarindustrie belastet sie wie ein Klotz am Bein. Immer
wieder dürfte ihr dieser Stempel aufgedrückt werden – und es der
Koalition womöglich schwerfallen, bei wählerwirksamen Themen wie
Verbraucherschutz und Tierschutz zu punkten.
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