Nicht täuschen lassen
So erfreulich die Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist, so darf
sie über vier Dinge nicht hinwegtäuschen. Erstens: Die gegenwärtige
Politik hat dafür wenig getan. Eher war es Gerhard Schröder mit
seiner Agenda 2010, dem hier ein Anteil zuzuschreiben ist. Die
sozialpolitischen Segnungen, die Schwarz-Gelb zuletzt auf den Weg
gebracht hat, gefährden die gute Entwicklung eher. Die hohen
Folgekosten werden Gesellschaft und Arbeitgeber erheblich belasten.
Zweitens: Viele Stellen sind Mini- oder Niedriglohnjobs. Das ist
besser als nichts, aber deshalb noch lange nicht gut. Das
Skandalpotenzial bleibt dennoch begrenzt. Viele Menschen wollen
gezielt eine Nebenbeschäftigung, etwa als Rentner oder wegen des
Haushalts. Für andere ist sie das Sprungbrett zu einer späteren
Vollanstellung. Dafür spricht auch, dass viele Job-Angebote aus der
Zeitarbeitsbranche kommen, zahlreiche aber auch aus klassischen
Bereichen wie Handel, Handwerk, Gesundheitswesen. Drittens: Die
Arbeitsmarktdaten sind derart gut, dass sie hier und da schon wieder
zum Risiko werden. Denn sosehr die Werte für eine stabile Wirtschaft
sprechen, so sehr deuten sie auf einen gefährlichen Mangel an
Fachkräften hin, der volkswirtschaftlich zu einem Problem werden
kann. Wer erfolgreich sein will, braucht gute Leute. Viertens: Die
gesamtwirtschaftlichen Risiken bleiben hoch. Wirtschaftsforscher
erwarten nur eine konjunkturelle Delle, das aber vor dem Hintergrund,
dass die Euro-Krise beherrschbar bleibt. Dafür spricht einiges. Aber
leider längst nicht alles.
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