Pfund zum Wuchern
Trotz des Wandels von der Produktions- zur
Dienstleistungsgesellschaft scheint Deutschland noch immer vor allem
eine Industrienation zu sein. Wie anders ist zu erklären, dass
klassische Waren und eben nicht Computerprogramme oder Bankprodukte
„Made in Germany“ jenseits der Grenzen wieder reißenden Absatz
finden?
Mit diesem Pfund sollten die Deutschen wuchern. Denn das
produzierende Gewerbe zwischen Flensburg und Garmisch sucht in den
alten EU-Staaten seinesgleichen. Die Briten haben ihre Bergbau-,
Stahl- und Werftindustrie systematisch zugrunde gerichtet, die
Spanier zu einseitig auf die Baubranche gesetzt. Bei Franzosen und
Italienern sind industrielle Betriebe oft auf Gedeih und Verderb auf
Staatshilfe angewiesen.
Ohne solche Unterstützung wären auch die deutschen
Schlüsselindustrien Auto- und Maschinenbau nicht so glimpflich durch
die Krise gekommen, wie es jetzt scheint. Deshalb sind Instrumente
wie die verlängerte Kurzarbeiterregelung sinnvoll gewesen. Nun ist es
aber an der Zeit, sie einzumotten.
Der Staat muss sich darauf konzentrieren, optimale
Rahmenbedingungen für die Produktion zu bieten. Das bedeutet zum
Beispiel: mehr Bildung und Integration. Beides fördert den Wettbewerb
um heimische Industriearbeitsplätze, wodurch diese im weltweiten
Vergleich sicherer werden.
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