Schwierige Aufholjagd
Vor gut 40 Jahren war klar: Wer als Wirtschaftskapitän, Chefarzt
oder Bundeskanzler was auf sich hielt, fuhr einen Mercedes – eine
S-Klasse natürlich, denn mit weniger gab sich diese Klientel nicht
zufrieden. Ernsthafte Alternativen zu diesem Oberklassefahrzeug gab
es kaum. Bis es BMW Ende der 60er-Jahre wagte, einen Fuß in die Tür
zu setzen, und im ureigensten Revier der Stuttgarter wilderte. Audi
zog zwei Jahrzehnte später nach.
Beide bayerischen Konkurrenten spielen inzwischen auf gleicher
Höhe wie die Schwaben, haben sie bei Stückzahl und Profit teilweise
schon überholt. Das weiß natürlich auch Daimler-Chef Dieter Zetsche,
der alles daransetzt, seinen Konzern wieder auf Platz eins zu
bringen. Sonst wäre er auch fehl am Platz. Nur: Die Aufholjagd ist
nicht leicht. Mercedes-Kunden haben das höchste Durchschnittsalter
aller Autokäufer. Das Image der Fahrzeuge ist bei vielen immer noch
mit dem behäbigen „Guten Stern auf allen Straßen“ verbunden und
weniger mit jungen, angesagten Autos. Auch wenn sich das Blatt durch
die neue A-Klasse und diverse C-Klasse-Modelle langsam wendet.
Zetsche muss jetzt einen Gang runterschalten und dann Tempo
machen. Im Interesse des Konzerns und auch mit Blick auf seine eigene
Zukunft. Denn sein Vertrag ist entgegen den Erwartungen nur um drei
statt wie sonst üblich um fünf Jahre verlängert worden. Der
Daimler-Boss muss die Zeit nutzen, um die Wende zu schaffen.
Gerhard Placke
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