Neue OZ: Kommentar zu Auto / Detroit / Volkswagen

Spiel mit dem Feuer

Weltweit die Nummer eins sein – das ist das große Ziel von Martin
Winterkorn und seines Volkswagen-Konzerns. Um dieses Ziel zu
erreichen, wollen die Wolfsburger vor allen Dingen in zwei Märkten
massiv angreifen: in den USA und in China.

Dort locken gewaltige Wachstumspotenziale, während in Deutschland
und Europa kaum noch Verkaufssteigerungen zu erwarten sind.

Wollen die Wolfsburger weiter wachsen, führt sicher kein Weg an
neuen Werken im Ausland vorbei. In den USA und auch in China haben
Importfahrzeuge deutlich geringere Verkaufschancen als Autos aus
einheimischen Fabriken – auch wenn dort das Logo einer deutschen
Firma am Kühlergrill prangt.

Allerdings sollte VW sich davor hüten, beim Streben nach der
Nummer eins die heimischen Kunden und Werke aus den Augen zu
verlieren. In Wolfsburg, in Kassel oder Hannover schlägt das Herz des
Unternehmens, zwischen Flensburg und Berchtesgaden ist das Fundament
für den Erfolg gelegt worden. Die alleinige Konzentration auf die USA
und China würde dieses Fundament schnell bröckeln lassen.

Denn der Griff nach der Krone ist ein Spiel mit dem Feuer: Toyota
verbrannte sich kräftig die Finger, als man bei der Jagd auf Platz
eins nicht mehr die Qualität liefern konnte, die die Kunden gewohnt
waren. Das sollte warnendes Beispiel genug sein: Lieber eine solide
Nummer drei als eine malade Nummer eins.

Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: 0541/310 207