Der Horror im Konsumenten-Alltag
Für Fremde durchschaubar zu sein und nur noch als Abnehmer von
Produkten einen Wert zu haben: Den meisten Menschen gilt das als eine
Horrorvision. Es ist allerdings eine, die im Marketing längst zur
Realität gehört. Forscher und Unternehmen machen seit Jahrzehnten
Geschäfte mit psychologischen Erkenntnissen über Konsumenten. Sich
darüber jetzt noch aufzuregen wäre naiv. Auch eine Einteilung der
Kunden in bestimmte Gruppen wie bei der Hamburger Sparkasse durfte
vor diesem Hintergrund kaum überraschen.
Entscheidend ist, ab wann die Rechte von Verbrauchern verletzt
werden. Im Haspa-Fall war die ungeklärte Herkunft der verwendeten
Daten problematisch – und die Ahnungslosigkeit der Kunden. Zwar
werden Verbraucher, wo sie gehen, stehen und im Internet surfen, mit
psychologisch ausgefeilten Verkaufsstrategien konfrontiert. Aber die
Erkenntnis, dass der persönliche Bankberater beim letzten Gespräch
eine Art Charakterstudie vorliegen hatte, geht eine Stufe weiter: Sie
muss vom Kunden als Vertrauensbruch wahrgenommen werden.
Es ist dennoch unwahrscheinlich, dass außer der Haspa keine Bank
je auf eine ähnliche Idee gekommen ist. Auch ihre Praxis, freien
Mitarbeitern vollen Zugang zu allen Kundendaten zu gewähren, hatten
schon andere Banken im Portfolio. Dieses Leck nach außen war das
zweite Problem. Dafür zahlt die Haspa jetzt – zu Recht. Die Sorge der
Verbraucher, immer durchschaubarer zu werden, bleibt. Auch zu Recht.
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