Neue OZ: Kommentar zu Banken / Justiz

Vorstand unter Verdacht

Üblicherweise stehen Bankräuber mit Strumpfmaske und Schusswaffe
im Schalterraum. Im Fall der BayernLB scheint einer in der
Vorstandsetage gesessen zu haben. Üblicherweise erbeutet ein
Bankräuber rund 20 000 Euro im Schnitt. Im Fall der BayernLB lockten
unglaubliche 50 Millionen Dollar.

Zwar ist nicht sicher, ob und welcher Schaden der Landesbank
entstanden ist. Klären muss die Justiz auch, woher und wofür die
Summe wirklich war, die erst um die halbe Welt und dann auf Gerhard
Gribkowskys Konto floss. Doch für irgendeine Leistung wird er das
Geld erhalten haben. Und dass die aus ein wenig nebenberuflicher
Beratung bestand, mag glauben, wer will. Selbst wenn Gribkowsky ein
Jahr lang täglich in Vollzeit irgendwen beraten hätte, käme er auf
einen sechsstelligen Tagessatz, hätte er pro Woche ein reguläres
Jahresgehalt dazuverdient. Und dass sein Anwalt kleinlaut meldet, er
wisse, woher das Geld komme, und wolle mit der Sache ab sofort nichts
mehr zu tun haben, wirft auch kein gutes Licht auf die Sache.

Ebenso düster sieht es für die Landesbank aus. Der schier
unglaubliche Fall krönt eine Serie fataler Fehlschläge in dem
Institut. Und selbst das Ansehen des Sports leidet. Die Tour de
France verlor ihren Nimbus im Doping-Sumpf. Der Fußball erlebt den
bisher größten europäischen Wettskandal. Nun steht die Formel 1 im
Verdacht, mit Millionen zu schmieren. Der Fall hat Dimensionen, dass
einem der Atem stockt.

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