Neue OZ: Kommentar zu China / Volkskongress

Furcht in Peking

China ist ein Land voller Gegensätze. Das gilt für Natur, Kultur
und Menschen im Reich der Mitte gleichermaßen. Und es trifft auch auf
dessen Wirtschaft zu. In Boomstädten wie Schanghai trifft man auf
Manager im neuen Porsche ebenso wie auf Bauarbeiter, die für einen
Tageslohn von umgerechnet einem Euro Bürotürme errichten.

Das ist für die kommunistischen Machthaber ein Problem, denn ihre
Gleichheitsideologie wird desto mehr ad absurdum geführt, je stärker
der Zustrom bettelarmer Landbevölkerung in die Glitzermetropolen ist.
Auch der Westen ignoriert diese Entwicklung. So betont etwa der
Autobauer VW gern, dass China sein wichtigster Markt sei. Übersehen
wird dabei aber, dass sich teure westliche Produkte dort nur die
Oberschicht leisten kann. Die freilich ist in einem
1,3-Milliarden-Volk noch immer zahlreich.

Doch der überwältigenden Mehrheit der Chinesen haben die
gewaltigen Wachstumssprünge ihrer Wirtschaft bisher nicht zu
Wohlstand und sozialer Absicherung verholfen. Im Gegenteil: Die
Umweltzerstörung im Zuge des Aufstiegs zu einer führenden
Industrienation entzieht vielen Chinesen ihre natürliche
Lebensgrundlage.

Das Regime muss also dringend umsteuern, will es keinen Aufruhr
riskieren. Wie sehr sich Peking davor fürchtet, zeigt das gewaltsame
Vorgehen von Sicherheitskräften gegen ausländische Medien, die
kürzlich über Reaktionen aus China zu den Vorgängen in Nordafrika
berichten wollten.

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