Neue OZ: Kommentar zu Chinas Wirtschaft

Sorge um Stabilität

Laufen die Geschäfte im europäischen Ausland schlecht, blicken
deutsche Exporteure stets hoffnungsvoll auf ferne Wachstumsmärkte,
allen voran den chinesischen. Viele Wirtschaftsführer verklären China
zum gelobten Land. Als könnte es allein aufgrund des Nachholbedarfs
seiner unvorstellbar großen Bevölkerung ewig Importware aufsaugen wie
ein trockener Schwamm.

Manager, die China in den vergangenen Monaten mit offenen Augen
bereist haben, berichten von anderem – von steigenden Lohnkosten
etwa, die an der Wettbewerbsfähigkeit der chinesischen
Massenfertigung nagen. Von Städten, die sich bei fruchtlosen
Immobilien-Investitionen beängstigend hoch verschuldet haben und dem
Bankrott nahe sind. Das riesige Heer der chinesischen Wanderarbeiter
verdingt sich vor allem im Baugewerbe. Was werden all diese Menschen
tun, wenn die Immobilienblase platzt?

Die Mehrung des Wohlstands, die die Chinesen von ihrer Regierung
als Gegenleistung für politische Folgsamkeit erwarten, ist nur bei
extrem hohen Wachstumsraten möglich, wie China sie in den vergangenen
Jahren erlebt hat. Ministerpräsident Wen Jiabao sorgt sich um nichts
Geringeres als den sozialen Frieden. Schwindet dieser, gefährdet das
nicht nur den deutschen Export nach China. Es bedroht die gesamte
Weltwirtschaft.

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