Neue OZ: Kommentar zu CSU

Paulis Erbe

Gabriele Pauli: Dieser schillernde Name ist aus der politischen
Diskussion in Deutschland verschwunden. Vor drei Jahren aber
versetzte die damalige Fürther Landrätin die Republik in Aufruhr,
zettelte eine Revolte gegen Edmund Stoiber und andere Granden der CSU
an.

Pauli selbst half das wenig. Ihrer früheren Partei dagegen schon.
Denn was der christsoziale Vorstand gestern beschlossen hat, wäre
ohne die Impulse der schrillen, seinerzeit aber durchaus
erfolgreichen Rebellin nicht denkbar gewesen. Jetzt will Vorsitzender
Seehofer die Partei ins neue Jahrhundert führen – mit zehn Jahren
Verspätung, aber immerhin. Der Zeitpunkt ist sogar recht günstig: Die
CSU steht unter Druck. Und es ist nicht mehr so, dass sie sich nur
intern das Leben schwer macht und extern von einem Erfolg zum
nächsten eilt. Bei der Bundestagswahl 2009 hat sie ihr niedrigstes
Ergebnis seit 1949 eingefahren und noch schlechter abgeschnitten als
bei der Landtagswahl zuvor. Seither setzt der Trend sich fort.

Wer dies ändern will, muss für eine zeitgemäße Außenwirkung und
motivierte Mitglieder sorgen, die sich wohlfühlen und in einer
transparenten Organisation agieren. Beidem kommt die Spitze jetzt
entgegen, wenn auch nicht ohne Risiko: Die erzkonservative Klientel
wird mit den Reformen hadern, erscheint ihr gerade derzeit doch ganz
Deutschland als viel zu liberal. Nun gibt sich auch noch die CSU
einen modernen Anstrich.

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