Neue OZ: Kommentar zu Einzelhandel / Internet / Tiere

Aus dem Lot geraten

Die „Whiskas Knuspertaschen“ mit dem „unwiderstehlichen, saftigen
Kern“ in den Geschmacksrichtungen Lachs und Meeresfrüchte gibt–s beim
Online-Futterhändler für 23, 17 Euro das Kilo. „Pedigree Vital
Protection Light“ mit Geflügel soll übergewichtige Hunde wieder in
Form bringen. Viele deutsche Heimtierhalter scheuen für ihre
Lieblinge weder Kosten noch Mühen, füttern nur das Beste und Neueste.
Die Fürsorge der Hunde- und Katzennarren beschert der
Tierfutterindustrie Jahr für Jahr Milliardenumsätze.

Das mag man als unternehmerischen Erfolg verkaufen, als Beleg für
die Tierliebe der Deutschen werten, als Kompensation für soziale
Verarmung in der Leistungsgesellschaft deuten oder schlicht als Posse
belächeln. Man kann aber auch ungläubig den Kopf schütteln: Während
wir unsere Vierbeiner mit Leckereien päppeln, ernähren wir uns selbst
von den Produkten einer überdimensionierten und entfesselten
Mastvieh-Industrie. Unzählige Schweine werden unter Einsatz von
Antibiotika in Rekordzeit zu Fleischkolossen aufgepumpt. Ein großer
Teil ihres Fleisches gelangt danach gar nicht erst auf den Teller,
jährlich landen in Deutschland Unmengen davon im Müll. Welch ein
Kontrast: Heimtier-Gourmetküche hier, Massenleid und Vergeudung dort.
In einer Gesellschaft, die das zulässt, stimmt etwas nicht.

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