Geldmarktfonds härter anpacken
Trifft Wasser auf ein Hindernis, so fließt es herum. Ähnlich
verhält es sich mit dem Geld: In dem Maße, in dem Regeln für echte
Banken nach dem Schock der Lehman-Pleite verschärft wurden, sind die
sogenannten Schattenbanken für Anleger attraktiver geworden.
Intransparent und kaum reguliert, werden in diesem Sektor Billionen
bewegt. Anleger sind in der Lage, im Falle einer Panik blitzartig
gigantische Summen abzuziehen, was das gesamte Finanzsystem ins
Wanken bringen könnte. Erkannt wurde die Gefahr schon vor Jahren.
2008, unter dem frischen Eindruck der Finanzkrise, gelobten die EU
und die G-20-Staaten vollmundig, kein Finanzprodukt, kein
Finanzakteur und kein Finanzplatz werde unreguliert bleiben.
Den Absichtserklärungen folgt nun ein Regulierungsentwurf, der
weit hinter dem zurückbleibt, was zu einer Risikobegrenzung notwendig
ist. Warum verhält sich EU-Kommissar Barnier so zaghaft? Welchen
Einflüssen ist er ausgesetzt? Liegt es daran, dass die meisten der in
Europa vertretenen Geldmarktfonds in Irland, in Luxemburg und in
Barniers Heimatland Frankreich angesiedelt sind? Ist es eine
Überreaktion auf die Empfehlung von Risiko-Experten bei der
Europäischen Zentralbank, die Geldmarktfonds ganz zu verbieten? Noch
lässt sich Barniers Plan vereiteln. Dass sowohl der französische als
auch der deutsche Finanzminister die Schattenbanken deutlich härter
anpacken wollen, macht Hoffnung.
Christian Schaudwet
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