Neue OZ: Kommentar zu EU / Finanzen / Währung

Schonfrist

Die Sieben ist von alters her eine magische Zahl. Gestern starrten
Akteure am Finanzmarkt gebannt auf die Platzierung portugiesischer
Staatsanleihen, manche in der Hoffnung, das Euro-Land werde für
Schuldverschreibungen mehr als sieben Prozent Zinsen zahlen müssen
und unter den Euro-Rettungsschirm flüchten. Das hätte die
Gemeinschaftswährung belastet – und Anti-Euro-Zockern Gewinne
beschert.

Die Bundeskanzlerin teilt diese Hoffnung selbstverständlich nicht
– und das, obwohl nach der Rezession auch die Euroschwäche dem
Wachstum in Deutschland Beine gemacht hat. Aber die Risiken durch die
Verschuldung von Euro-Staaten überwiegen in der Gesamtbetrachtung für
die deutsche Regierungschefin. Angela Merkel steht mit dieser Ansicht
nicht alleine da. Manche Finanzmarktexperten erwarten 2011 eine
weitere Zuspitzung der Euro-Krise und in der Folge eine nochmalige
deutliche Abwertung der in 17 EU-Staaten geltenden Währung.

So weit muss es nicht kommen, aber die Politik tut gut daran, sich
für die Rettung weiterer Staaten aus der Schuldenfalle zu wappnen.
Für Portugal gibt es jetzt eine Schonfrist. Abgehakt ist der Fall
aber nicht. Gestern ging es nur um ein Sechzehntel des Gesamtvolumens
an Anleihen, die das iberische Land 2011 Investoren schmackhaft
machen muss, um den Bankrott zu vermeiden. Daher könnte bald beim
Zinssatz die Sieben doch vor dem Komma stehen.

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