Ein ethischer Zwiespalt
Rund 100 Millionen Tiere leben, leiden und sterben jährlich
weltweit in Laboren, allein 13 Millionen innerhalb der EU. Jedes
Gesetz, das zu weniger Tierversuchen führt, ist daher zu begrüßen.
Die jetzt beschlossene neue Richtlinie des EU-Parlaments markiert
einen Fortschritt gegenüber der alten Denk- und Handlungsweise. Erst
müssen alle Alternativen ausgeschöpft sein, bevor das Tier zum Opfer
wird. Selbst dann dürfen Wissenschaftler nur so wenige Lebewesen
verwenden, wie für die Forschung nötig sind. In der Praxis bedarf es
dann allerdings auch einer stärkeren Kontrolle, soll die Zahl der
Experimente mit Mäusen, Ratten und Kaninchen in zwei Jahren
tatsächlich sinken.
Tierschützern mag der Kompromiss der EU-Parlamentarier zu
schwammig sein, weil er zahlreiche Ausnahmen enthält. Wer hingegen
beklagt, dass Affen immer noch für Experimente zur Erforschung von
Alzheimer, Krebs und Epilepsie verwendet werden dürfen, sollte auch
die Konsequenzen bedenken. Um hier brauchbare Ergebnisse zu erzielen,
muss genetisches Material untersucht werden, das den Menschen am
nächsten kommt. Die Alternative wären mehr Versuche mit menschlichen
embryonalen Stammzellen. Die Kardinalfrage aber bleibt: Ist es
zulässig, mit dem Leid von Tieren das Leben von Menschen zu retten?
Ein ethischer Zwiespalt.
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