Über das Ziel hinaus
Gut gemeint ist manchmal das Gegenteil von gut gemacht. Auch für
die Pläne des Frauenausschusses im EU-Parlament zum Ausbau des
Mutterschutzes gilt das. 20 Wochen bezahlte Babypause für alle
Mütter, egal ob angestellt oder selbstständig. Dazu zwei Wochen
Urlaub für Väter: Fast glaubt man, den Jubel in den Familien über die
Brüsseler Verheißungen zu hören. Ist der Freudenschrei aber verhallt,
drängt sich die Frage auf, wer die Zeche für all die Wohltaten zahlen
soll.
Mehr als 200 Millionen Euro blieben an den Krankenkassen hängen,
mehr als 400 Millionen an den Arbeitgebern. Die neu geplanten
Zuschüsse für Selbstständige und Väter würden eine weitere Milliarde
jährlich verschlingen – vorsichtig geschätzt. Diese Kostenlast für
Kassen, Arbeitgeber und öffentliche Haushalte würde im Ergebnis wohl
auf Beiträge, Steuern und Lohnabschlüsse umgelegt.
Insbesondere für die begünstigten jungen Frauen könnten sich die
Pläne aber als Bumerang erweisen, wenn Arbeitgeber ihnen mit Blick
auf mögliche Folgekosten lieber keinen Job geben. Das EU-Parlament
sollte die Wunschliste also deutlich kürzen, wofür selbst die
Kommission plädiert. Oder zumindest für Länder mit einem guten
Schutzniveau Ausnahmen zulassen. Klar ist, dass Deutschland mit
seiner Kombination aus Mutterschutz, Elternzeit und Elterngeld
bereits heute vorbildlich dasteht.
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