Nicht noch ein Fiasko
Natürlich war es von Premier Cameron keine feine englische Art,
auf dem Brüsseler EU-Gipfel den Charme einer Bulldogge zu versprühen.
Doch das Nein Großbritanniens zur „Fiskalunion“ sollten Deutschland,
Frankreich und die übrigen EU-Staaten akzeptieren, ohne dem
Schulden-Desaster auch noch ein politisches Fiasko folgen zu lassen.
Denn erste Forderungen aus Paris und Berlin, Großbritannien aus der
EU zu drängen, sind brandgefährlich.
Ein Europa ohne Großbritannien ist kaum vorstellbar. Denn auch
wenn London einen Beitritt zur Euro-Zone ablehnt und mit einer
Schuldenunion wenig gemein haben möchte, bringt Großbritannien
militärische, diplomatische und wirtschaftliche Macht in die
Gemeinschaft ein. Allein die starke anglo-amerikanische Allianz ist
ein wichtiger Pfeiler der transatlantischen Partnerschaft, die
Deutschland seit Jahrzehnten Frieden und Sicherheit garantiert. Zudem
ist zu befürchten, dass im Falle des Austritts der Briten die EU
insgesamt äußerst instabil werden würde. Für die Rettung des Euro
wäre das Gift.
Die Staaten der Euro-Zone sind vielmehr gefordert, das Vertrauen
der Finanzmärkte nachhaltig zurückzugewinnen. Beim EU-Gipfel wurden
dazu erste Schritte eingeleitet. Doch ein langer, schwieriger und
schmerzhafter Anpassungsprozess steht noch bevor. Vor allem die
Krisenländer der Euro-Zone haben den Tiefpunkt noch längst nicht
erreicht.
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