Die Gefechte von gestern
Gegen die Fakten lässt sich auf Dauer nicht argumentieren. Diese
Einsicht setzt sich auch in der Union durch. Immer mehr CDU-Politiker
schwenken auf eine vernünftige Zuwanderungspolitik um.
Sie haben erkannt, dass eine Abschottung dem Land mehr schadet als
nützt. Deutschland hat inzwischen zu viele Auswanderer und zu wenig
qualifizierte Einwanderer. Hunderttausende Ingenieure, Meister und
Fachkräfte fehlen dem Arbeitsmarkt, rund 25 Milliarden Euro oder ein
Prozent Wirtschaftswachstum kostet das jedes Jahr. Diese Lücke allein
durch die Qualifikation Erwerbsloser in Deutschland schließen zu
wollen, ist eine Illusion.
Das wissen Annette Schavan, Ursula von der Leyen und andere in der
CDU. Nun haben sie auch den Mut gefunden, es öffentlich zu sagen.
Anders als die Bundeskanzlerin, die Seite an Seite mit Horst Seehofer
die verbalen Abwehrgefechte von gestern führt, um sich die CSU und
die Konservativen in den eigenen Reihen gewogen zu halten. Die
Zielgruppe für eine derartige Rhetorik wird zum Glück kleiner.
Es hilft nicht weiter, Zuwanderung immer zuerst als Gefahr für die
Sozialsysteme an die Wand zu malen. In Wahrheit geht es darum, durch
ein kluges Verfahren gezielt qualifizierte Zuwanderer auszuwählen,
wie es in vielen Ländern der Welt mit Erfolg geschieht. Gelingt das
auch Deutschland – etwa durch ein Punktesystem für Qualifikation,
Sprach- und Landeskenntnisse – landen am Ende weniger Einwanderer im
sozialen Netz.
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