Geldwäsche leicht gemacht
Welch spektakulärer Schlag gegen kriminelle Geschäfte im Internet.
Erhärten sich die Vorwürfe, dann ist mit dem Finanzdienstleister
Liberty Reserve einer der größten Geldwäsche-Ringe aller Zeiten
zerschlagen worden. Zugleich wirft der Fall ein Schlaglicht auf eine
bedrohliche Entwicklung: den Beginn einer neuen virtuellen Ära in der
Kriminalität.
Immer deutlicher wird: Das Internet ist längst nicht immer ein
Segen, sondern allzu oft ein Fluch. Nach Musikpiraterie,
Kinderpornografie und Kreditkartenbetrug ist Geldwäsche ein neues
lukratives Geschäftsfeld im weltweiten Netz. Die Struktur des niemals
völlig kontrollierbaren Internets lädt dazu förmlich ein.
Auffallend ist jedenfalls, wie groß die rechtsfreien Räume im
weltweiten Netz sind und wie leicht sie sich nutzen lassen. Wenn
windige Finanzdienstleister eigene Währungen einführen dürfen, wenn
es keine Kontrollen durch Notenbanken oder Aufsichtsbehörden gibt,
dann wird kriminellen Machenschaften Tür und Tor geöffnet. Genauso
gut könnte man der Mafia eine Banklizenz geben.
Eine schärfere staatliche Überwachung aller digitalen
Währungssysteme ist mithin überfällig. Zudem drängt sich die Frage
auf, warum es neben Euro, Dollar, Yen und anderen Währungen überhaupt
weitere Geldformen gibt. Die Antwort liegt auf der Hand: Solches
Kunstgeld wird offenbar leichter ausgegeben als reales. Das ist wie
mit den Jetons im Spielkasino.
Uwe Westdörp
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