Neue OZ: Kommentar zu Fischerei / Fangquoten

Heuchlerisch

Endlich zeigen die langjährigen Bemühungen Wirkung, den
EU-Fischfang auf umweltverträglichem Niveau auszubalancieren. Drei
für die Fischereiwirtschaft wichtige Arten, Hering, Scholle und
Seelachs, haben sich in Nordsee und Nordatlantik so weit erholt, dass
die Fischer nun von ihrer Zurückhaltung in den letzten Jahren
profitieren können.

Zurückhaltung? Viele Fischarten sind weiterhin akut gefährdet.
Immer noch fangen Fischer mehr, als sie verwerten, und kippen den
sogenannten Beifang über Bord. Dieser Praxis wird die EU frühestens
2014 Einhalt gebieten. Natürlich geht es auch um den Erhalt eines
europäischen Wirtschaftszweiges. Das Argument der Branche, zu scharfe
Regulierung gefährde die Erwerbsquellen von Fischern, ist
verständlich.

Doch ihre Kollegen außerhalb der EU können auf solches Mitgefühl
nicht hoffen. Vor der Küste Westafrikas weiden Riesentrawler aus
EU-Ländern die See aus. Den einheimischen Fischern mit ihren kleinen
Booten bleibt kaum etwas. Dafür, dass ihre schwimmenden Fabriken dort
europäische Jobs sichern dürfen, zahlt die EU Staaten wie etwa
Guinea-Bissau Millionen. Ein großer Teil ihres Fangs landet später zu
Dumpingpreisen in afrikanischen Ländern und zerstört den lokalen
Wettbewerb. Vor diesem Hintergrund wirkt die Absichtserklärung der
EU, ihren Fischfang nachhaltig zu betreiben, heuchlerisch.

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