Richtigen Kurs falsch verkauft
Züge bleiben stehen, Flüge fallen aus, der Autoverkehr wird
behindert, Schulen werden bestreikt: Die Franzosen wehren sich mit
einer Intensität gegen die Rentenreform, als ginge es um die Abwehr
allergrößter Zumutungen. Doch davon kann keine Rede sein. Auch in
Frankreich führt kein Weg an einem höheren Renteneintrittsalter
vorbei.
Die Fakten sprechen eine klare Sprache. So wird in der Rentenkasse
im laufenden Jahr mit einem Defizit von 32 Milliarden Euro gerechnet.
Geschieht nichts, könnten daraus angesichts der steigenden
Lebenserwartung bis zum Jahr 2050 mehr als 110 Milliarden Euro
werden, so warnen Experten. Neue Staatsschulden zum Stopfen der
Löcher verbieten sich aber, da Frankreich bereits jetzt fürchten
muss, in der Kreditwürdigkeit herabgestuft zu werden. Folglich gibt
es nur eine Lösung: Die Franzosen müssen etwas länger arbeiten, damit
die Rentenkasse entlastet wird. Eine Anhebung der Altersgrenze von 60
auf 62 Jahre ist da sogar noch moderat. In anderen EU-Ländern gibt es
deutlich weiter gehende Pläne, siehe Deutschland, wo die Rente mit 67
kommt.
Allein mit der Rentenreform sind die Proteste denn auch nicht zu
erklären. Vielmehr sind sie zugleich Ausdruck allgemeiner
Unzufriedenheit mit der Regierung Sarkozy. Der allzu forsche
Präsident kommt autoritär daher, legt zu wenig Wert darauf, andere
Menschen zu überzeugen und mitzunehmen. So etwas rächt sich über kurz
oder lang.
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