Nicht zu vermitteln
Angesichts überdurchschnittlich steigender Honorare haben es die
Hausärzte schwer, bei den Patienten Verständnis zu wecken. Selbst
Kollegen anderer Ärztegruppen und Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe
stehen ihrem Anliegen ja skeptisch gegenüber. Und durch eine
unangemessene Wortwahl von Funktionären – wie die von einem Krieg
gegen die Allgemeinmediziner – verscherzt sich der Hausärzteverband
zusätzlich Sympathien in der Bevölkerung.
Wer jedoch lediglich mit Neid auf die Honorare der
Allgemeinmediziner blickt oder diese gar für geldgierig hält, sieht
nicht das Gesamtbild. Bei den Protesten sind auch Verteilungskämpfe
mit im Spiel. Im Vergleich zu den Fachärzten waren die Hausärzte
jahrelang die Geringverdiener; nun haben sie Nachholbedarf.
Ihre Verhandlungsposition hat sich dank erhöhter Nachfrage
gebessert. Immer öfter ist von einem Mangel an Hausärzten die Rede.
Studien zeigen, dass die Ärzteschaft überaltert ist und verstärkt mit
Nachwuchsproblemen kämpft. Bereits jetzt reißt die fehlende Zahl von
Landärzten Lücken in die Versorgung. Der Marktwert der Mediziner hat
dadurch zugelegt. Dass viele Versicherte erneut finanzielle Opfer
bringen müssen, weil die Honorare der Hausärzte steigen, lässt sich
dennoch kaum vermitteln.
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