Angst macht dumm
Lange haben die Gewerkschaften und die Arbeitgeber miteinander
gerungen. Nun ist eine gemeinsame Erklärung herausgekommen, in der
man unverbindliche Worte lesen kann wie „werden darauf hinwirken“,
„setzen sich ein“ oder „wird dafür werben“. Beschlüsse enthält das
neunseitige Papier nicht. Es verpflichtet niemanden zu etwas. Das ist
zu wenig.
Aber war mehr möglich? Allein dass die beiden Kontrahenten unter
Vermittlung des Bundesarbeitsministeriums psychische Erkrankungen so
einmütig als gravierendes Problem der modernen Arbeitswelt anerkannt
haben, ist schon ein Erfolg. Jahrzehntelang definierten allein akute
körperliche Beschwerden den Kranken – ob sie psychische Ursachen
hatten, spielte beim Befund keine Rolle.
Den Arbeitnehmern ist zu wünschen, dass aus den Ankündigungen
rasch Taten werden. Den Unternehmen, die sie beschäftigen, ebenso.
Denn Angst macht dumm: Wer unter ständigem nervlichen Druck arbeitet,
wen Konflikte mit Kollegen und Vorgesetzten bis ins Bett verfolgen,
der kann seinen Scharfsinn und seine Kreativität nicht entfalten. Auf
beides aber ist die innovationsabhängige, industriell geprägte
Wirtschaft Deutschlands im Wettbewerb dringend angewiesen.
Ihre wichtigste Ressource ist das, was die Menschen in den Köpfen
haben. Angst und übermäßiger Stress gehören dort nicht hinein.
Christian Schaudwet
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