Was nicht zu viel verlangt ist
Rund 12 000 Menschen warten in Deutschland auf eine Organspende –
viele monatelang, einige vergeblich, weil sie vor einer möglichen
Transplantation sterben. Diese Fakten sind längst bekannt. Doch trotz
intensiver Aufklärung klafft noch immer eine Lücke: Sehr viele Frauen
und Männer haben zwar ihre Bereitschaft zur Spende von Herz, Nieren
oder Leber bekundet, aber nur ein Bruchteil von ihnen trägt einen
Organspende-Ausweis bei sich.
Dieser Dauermangel an freiwilligen Spendern führt dazu, dass die
Debatten über eine Widerspruchslösung immer wieder aufflammen. Andere
EU-Länder haben diese Regelung längst eingeführt. Doch es gibt gute
Gründe, sie nicht zu übernehmen: Weitverbreitete Ängste vor
Organhandel und eine Verunsicherung sind damit verbunden. Auch mit
Blick auf die Persönlichkeits-, Selbstbestimmungs- und
Freiheitsrechte bestehen juristische Bedenken.
Eines allerdings dürfte nicht zu viel verlangt sein, auch wenn
zahlreiche Menschen so unangenehme Themen wie schwere Krankheiten und
den Tod gerne verdrängen: dass zumindest jeder Autofahrer bei seiner
Fahrprüfung mit der Organspende konfrontiert wird und im Fall einer
Zustimmung ein Spender-Ausweis in den Führerschein integriert wird.
Ergänzend ist es nötig, Klinik-Ärzte zu schulen. Die
Spendenbereitschaft wird nur dann erhöht, wenn sie sensibel mit
Patienten und Angehörigen umgehen.
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