Neue OZ: Kommentar zu Gesundheit / Säuglinge / Klinik

Zeit zum Umdenken

Die Tragödie von Mainz lässt erschaudern: Den Tod ihrer Babys
werden die Eltern wohl nie verwinden. Zumal die Umstände tragischer
kaum sein könnten. Vieles deutet darauf hin, dass verunreinigte
Nahrung beim Tod der Säuglinge eine entscheidende Rolle gespielt hat.
Auch wenn es für die Eltern kein Trost sein wird: Sie haben einen
Anspruch darauf, dass mögliche Versäumnisse in der Uniklinik nun
rasch und rückhaltlos aufgeklärt werden. Die Mainzer Verantwortlichen
zeigen den Willen dazu. Sie versuchen, die fatalen Ereignisse zu
rekonstruieren und arbeiten eng mit der Staatsanwaltschaft zusammen.

Auch wenn der Mainzer Fall kein typischer ist, weil
Krankheitserreger auf Intensivstationen für Säuglinge sehr selten
sind, sollten die tragischen Ereignisse auch anderen Kliniken eine
Warnung sein. Denn die Meldungen über mangelhafte Hygiene in
Krankenhäusern häufen sich. Gerade auf normalen Stationen lauern
Risiken für Patienten. Vielerorts sind die Kliniken weit von einem
optimalen Schutz vor Krankheitserregern entfernt. Gewohnheit schleift
die erlernte Gründlichkeit bei der Desinfektion ab, Zeitdruck und
Personaleinsparungen verschärfen die Lage.

Es ist also höchste Zeit zum Umdenken. In den Kliniken, wo
Fortbildungen und Hygienebeauftragte längst noch nicht
selbstverständlich sind. Aber auch bei den Landesregierungen. Einen
Sparkurs auf dem Rücken der Patienten darf es nicht geben.

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