Neue OZ: Kommentar zu Griechenland / Streik

Knallhartes Sparen

Ebbt die Protestwelle in Griechenland langsam ab? Die geringe
Beteiligung an den Demonstrationen der Gewerkschaften deckt sich mit
Umfrageergebnissen, wonach die Hälfte der Bürger den radikalen
Sparkurs der Regierung zwar nicht bejubelt, aber nachvollziehen kann.
Kürzung der Beamtengehälter, Einstellungsstopp im öffentlichen
Dienst, Erhöhung des Renteneintrittsalters und Reduzierung der
Pensionen bedeuten für unzählige Betroffene schmerzhafte Einschnitte.
Doch die unpopulären Maßnahmen sind alternativlos. Es gibt keinen
anderen Weg aus der Krise, als knallhart zu sparen.

Griechenland konnte im Mai nur mit Not vor dem Finanzkollaps
gerettet werden. Jetzt gilt es, die Staatsfinanzen zu konsolidieren
und nach Jahren der Täuschungen und Bilanzfälschungen verloren
gegangenes Vertrauen an den Finanzmärkten zurückzugewinnen. Und in
der Europäischen Union. Denn der notorische Defizitsünder kann sich
nur der Solidarität der Gemeinschaft gewiss sein, wenn in Athen die
richtigen Lehren aus der Krise gezogen werden. Es wäre auch grotesk,
wenn Griechen weiterhin mit 60 in Ruhestand gingen, während in
Deutschland die Rente mit 67 gilt. Ministerpräsident Giorgos
Papandreou ist sich seiner Verantwortung bewusst. Er hat sich bislang
als führungsstarker Staatsmann erwiesen, der sich von Protesten und
sinkenden Umfragewerten nicht beeindrucken ließ. Er verdient schon
jetzt Respekt.

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