Endzeit
Seine guten Drähte zur Politik haben Jürgen Großmann den Weg an
die Spitze des Stromriesen RWE geebnet. Doch die Zeiten haben sich
geändert, enge Freunde wie Gerhard Schröder sind von der politischen
Bildfläche verschwunden, und inzwischen hätte ein Grüner gute Chancen
auf den Einzug ins Kanzleramt.
Damit konnte vor dem Fukushima-GAU niemand rechnen, und so trieben
den RWE-Chef bis dahin vor allem Sorgen wegen der Brennelementesteuer
und steigender Kosten für den Erwerb von Rechten zum CO2-Ausstoß um.
Für Großmann ist unfassbar, dass die Politik jetzt den von ihm
erkämpften Ausstieg aus dem Atomausstieg wieder infrage stellt und
auch RWE einen Meiler stilllegen muss, obwohl die Essener von den
vier großen deutschen Stromerzeugern den niedrigsten Anteil an
Atomkraft aufweisen.
Doch der RWE-Chef wird umdenken müssen. Schon jetzt verspürt er
massiven Druck kommunaler Aktionäre, von seinem strikten
Pro-Atom-Kurs abzurücken. Die Zeiten, in denen der Vorstand wegen der
starken Präsenz von Bürgermeistern und Landräten im RWE-Aufsichtsrat
wenig zu fürchten hatte, sind vorüber. Über die Restlaufzeit des
jetzigen RWE-Chefs werden daher auch Wähler entscheiden. Momentan
sieht es schon nach Endzeit aus. Denn verbiegen lässt sich Jürgen
Großmann nicht so einfach.
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