Sehnsucht nach einem Neuanfang
Er ist jung, unverbraucht, intelligent, mutig, hat eine
sympathische Ausstrahlung, tritt gewandt auf und besitzt die nötige
Flexibilität, ohne die es in der Politik nicht geht: Mit diesen
Eigenschaften zählt Karl-Theodor zu Guttenberg zu den großen
Hoffnungsträgern der Union. Er verkörpert geradezu die Sehnsucht nach
einem Neuanfang. Zweifellos wäre er auch ein guter Kanzlerkandidat,
da er modern erscheint und zugleich konservative Kreise anspricht.
Und trotzdem: Die Debatte um einen neuen Karrieresprung ist fehl am
Platz.
Bizarr erscheint vor allem der Zeitpunkt. Denn der nächste
Bundestag wird regulär erst im Jahr 2013 gewählt. Da bleibt noch viel
Zeit, die K-Frage zu beantworten. Wer sich jetzt schon festlegt, geht
das Risiko ein, einen Kandidaten vorzeitig zu verschleißen.
Überdies sollte Guttenberg sich davor hüten, als Königsmörder zu
erscheinen. Noch hat Angela Merkel trotz mieser Umfragewerte einigen
Rückhalt in der Union. Dies könnte sich im Frühjahr 2011 bei einer
Wahlniederlage in Baden-Württemberg zwar schnell ändern. Doch wäre es
verfehlt, dem Votum der Wähler vorzugreifen. Stattdessen muss die
Union jetzt alle Querelen vermeiden, will sie in der Wählergunst
nicht noch tiefer abstürzen. Auch Guttenberg weiß das.
Er wird überdies klug genug sein, sich zunächst einer robusten
Hausmacht zu versichern. Der nächste CSU-Parteitag bietet die
passende Bühne, da der Vorsitzende Horst Seehofer sichtbar
schwächelt. Dem Vergleich mit Guttenberg kann er kaum standhalten.
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