Erklärungsbedarf
Er gibt sich gern als nachhaltig handelnder Unternehmer. Dazu
passen von ihm veranstaltete Symposien, auf denen er Prominente wie
Helmut Schmidt die Welt erklären lässt. Jetzt hat der Milliardär und
Großinvestor Nicolas Berggruen aber selbst einiges zu erklären.
Nachdem der Eigentümer von Karstadt vorige Woche zu einem nach
Konzernangaben „ganz normalen Informationsbesuch“ in die Essener
Zentrale kam, wird jetzt das baldige Ausscheiden von Vorstandschef
Andrew Jennings bestätigt. Und das mitten in einem heftigen Konflikt
mit dem Betriebsrat über den geplanten Ausstieg aus der Tarifbindung.
Dadurch spitzt sich der Tarifstreit im deutschen Einzelhandel
insgesamt zu.
Berggruen hat eingeräumt, die Probleme von Karstadt bei Übernahme
der Kaufhauskette unterschätzt zu haben. Das allein ist aber zu
wenig, um Mitarbeitern plausibel zu machen, dass sie nach den
bisherigen Lohnabstrichen und dem Personalabbau erneut Zugeständnisse
machen müssen. Dazu müssen aktuelle Zahlen auf den Tisch. Der Verlust
von knapp 21 Millionen Euro im erst kürzlich veröffentlichten Bericht
zum Geschäftsjahr 2010/2011 ist Schnee von gestern.
Irritierend ist in diesem Zusammenhang die undementierte Meldung,
wonach Karstadt einer Briefkastenfirma in einer Steueroase gehört.
Auch wenn dies einem guten Zweck dient – eine persönliche
Klarstellung ist geboten.
Norbert Meyer
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