Neue OZ: Kommentar zu Handel / Textil

Gemeinsam reicht nicht

Gemeinsam sind wir stärker – das hoffen die Unternehmenslenker von
Wöhrl und SinnLeffers. Grundsätzlich stimmt dieser Gedanke für das
mittlere Preissegment im Modemarkt. Hier hat derjenige Vorteile, der
durch Größe und hohe Stückzahlen Einkaufsmacht ausspielt und Kosten
senkt. Die Chancen, dass das Gespann unter Führung von Wöhrl
Synergien nutzen kann, stehen gut – zumal beide als Mittelständler
dieselbe Sprache sprechen. Reibereien während des Übernahmeprozesses
werden deshalb vermutlich in erträglichem Rahmen bleiben. Hinzu
kommt, dass SinnLeffers nach sieben Jahren in der Hand der
Beteiligungsgesellschaft DIH schlanker und effizienter dasteht denn
je. DIH verkleinerte Belegschaft und Filialnetz um mehr als die
Hälfte.

Aber reichen all diese Vorteile aus? Auf dem Modemarkt haben sich
unterschiedliche Erfolgsmodelle herausgeschält; Wöhrl und SinnLeffers
stehen für keines davon. Bei Preisen, Kostenstrukturen und
Trend-Aktualität können sie es nicht mit Riesen wie H&M aus Schweden
und der sensationell erfolgreichen spanischen Kette Zara aufnehmen.
Für ein kleines, aber feines Boutiquen-Konzept, wie es etwa der
Hersteller Gerry Weber aus Westfalen verfolgt, sind ihre Sortimente
zu breit. Und im Internethandel sind ihnen andere Anbieter längst
enteilt.

Um sich langfristig behaupten zu können, wird die Bündelung allein
nicht reichen. Nötig sind vor allem Mut und Kreativität.

Christian Schaudwet

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