Neue Welle
Das Handwerk steckt in einem Dilemma. Einerseits stellen moderne
Ausbildungsberufe an Bewerber so hohe Anforderungen, welche die
klassischen Kandidaten für diese Jobs, die Hauptschüler, immer
seltener erfüllen können – und zwar aus vielerlei Gründen. Zumal die
Zahl derer, die diese Schulform überhaupt noch besuchen, immer
kleiner wird. Andererseits fehlt vielen Handwerksberufen die
Strahlkraft, um beim Nachwuchs als attraktive Perspektive
wahrgenommen zu werden. Zwar soll eine groß angelegte Imagekampagne
dem seit Jahresbeginn entgegenwirken. Doch der Nutzen des
Werbefeldzugs ist selbst unter Handwerkern umstritten.
Während in unserer Region gar um Abiturienten gebuhlt werden soll,
plant der Osten polnischen Jugendlichen eine Ausbildung in
Deutschland schmackhaft zu machen. Ein Plan, der im
zusammenwachsenden Europa nur folgerichtig ist. Und auch mehr
Aussicht auf Erfolg haben dürfte, als Bewerber aus dem Westen
anzulocken. Denn warum sollte ein Jugendlicher den im Osten
niedrigeren Lohn in Kauf nehmen, wenn er sich auch in den alten
Ländern mancherorts die Lehrstelle aussuchen kann? Doch es geht nicht
nur um Ausbildungsplätze. Die Rangelei um Jugendliche ist nur ein
Vorbote für den zunehmenden Kampf um Fachkräfte. Diesbezüglich wird
Deutschland nicht um eine neue Welle von „Gastarbeitern“ herumkommen.
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