Neue OZ: Kommentar zu Iran / Anschlag / Ahmadinedschad

Ohne Tränen

War es eine Bombe oder ein Böller? Ein Anschlag auf den
Präsidenten oder ein Akt der Freude über den Besuch von
Ahmadinedschad, wie es ein Teil des iranischen Regimes darstellt?

Der Holocaust-Leugner, Hardliner und Atom-Provokateur hat viele
Feinde im In- und Ausland, die über ein Ableben Ahmadinedschads keine
Träne vergießen würden. Die Frage nach der Legitimität eines
Tyrannenmordes ist seit der Antike umstritten. Oder wäre die
Geschichte unblutiger verlaufen, wenn Attentate auf Diktatoren
geglückt wären?

Fest steht: Auch wenn die Verschwörungstheoretiker in Teheran den
Mossad oder die CIA eines Mordversuchs bezichtigen, so ist eine
Beteiligung des israelischen oder US-Geheimdienstes an dem
mysteriösen Vorfall unwahrscheinlich. Warum? Weil Ahmadinedschad nun
schwer verletzt oder tot wäre. Der Zwischenfall verrät jedenfalls
keine professionelle Handschrift. Jenseits der Moral stellt sich vor
allem die strategische Frage: Was wäre gewonnen, wenn Ahmadinedschad
ausgeschaltet werden würde? Nichts. Im Gegenteil: Der Atomstreit
dürfte eskalieren. Die Lage der Opposition würde sich dramatisch
verschlechtern, die Zahl der Folteropfer und Hinrichtungen zunehmen.
Schließlich ist Ahmadinedschad nur ein Rädchen im System der
Ajatollahs. Dieses skrupellose Regime bündelt die Macht in allen
Gesellschaftsbereichen. Es von außen zu stürzen ist nahezu unmöglich.

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