Den Opfern eine Stimme
Das Sondertribunal zum blutrünstigen Regime der Roten Khmer unter
Pol Pot hat ein historisches Urteil gefällt. Denn zum ersten Mal ist
ein Führungskader der Urwaldmarxisten zur Rechenschaft gezogen
worden. Der Richterspruch kann ein erster Schritt zur Versöhnung
sein.
Kambodscha hätte es bitter nötig: In dem südostasiatischen Staat
leben Opfer und Täter oft Tür an Tür. Selbst 30 Jahre nach den
abscheulichen Verbrechen ist das Land am Mekong noch immer tief
gespalten. In einer Kultur, die vom Buddhismus geprägt ist und in der
Gefühle wie Hass und Wut tabuisiert werden, ist es höchste Zeit, den
Opfern wieder eine Stimme zu verleihen.
Dass sie mit dem Strafmaß gegen Ex-Folterchef Duch nicht zufrieden
sind, ist nur allzu verständlich. Wer das Gefängnis S-21 einmal
gesehen hat – die engen Zellen, die Folterwerkzeuge und die
entsetzten Blicke der Porträt-Bilder, die Duch von den Gefangenen vor
deren Tortur machen ließ, ahnt, was er anderen angetan hat.
Kambodscha mag ein kleines Land und weit entfernt sein. Wie
wichtig dennoch das Sondertribunal ist, zeigt Deutschland mit seiner
finanziellen Unterstützung für das Gericht und mit Psychologen, die
Opfern helfen. Der Terror der Roten Khmer ist eines der dunkelsten
Kapitel der Menschheitsgeschichte. Daraus muss man lernen.
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