Schwierige Suche in Käßmanns Schatten
Ein Stellengesuch für das Amt des Landesbischofs in Hannover sähe
etwa so aus: Gesucht wird ein geistliches Oberhaupt für die größte
evangelische Landeskirche in Deutschland. Der Bewerber – es kann
selbstverständlich auch eine Frau sein – muss theologisch sattelfest
und politisch interessiert sein, durchsetzungsstark, team- und
integrationsfähig. Und er sollte dem Protestantismus ein Gesicht
geben.
Das alles sind Eigenschaften, die auch Margot Käßmann besitzt.
Doch genau da liegt das Problem: Jeder Nachfolger wird an der
prominenten Vorgängerin gemessen, der gestrauchelten Bischöfin der
Herzen, die sich zur Bestseller-Autorin entwickelt hat.
Kein Wunder, dass angesichts des langen Schattens so mancher
mögliche Interessent zurückzuckt und absagt. Verschärfend kommen
zurückgehende Finanzen und Mitgliederzahlen als Herausforderungen
hinzu. Der künftige Bischof müsste zwischen der progressiven Gruppe
Offene Kirche und der eher konservativen Lebendigen Volkskirche
vermitteln. Eine echte Wahl sollte es im Kirchenparlament auch noch
sein.
Zugleich blieb nur wenig Zeit für die Suche nach einem Nachfolger.
Und viele Protestanten würden am liebsten Käßmann selbst wieder im
Amt sehen. Die schwierige Kandidatensuche kann daher nur gelingen,
wenn alle ihre Erwartungen herunterschrauben.
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