Ein heikles Thema
Nach dem Bekanntwerden der Fälle von sexuellem Missbrauch ist die
Aufarbeitung ein gutes Stück weitergekommen. Die katholischen
Bischöfe nehmen sich Zeit zur Reflexion, die Bundesregierung lässt
einen Fernsehspot erstellen. Koalition und Kirche haben Hotlines
eingerichtet, Prävention und Therapie sind zu wichtigen Themen
geworden, und das ist gut so.
Verstärkt rückt die Frage der Entschädigung in den Blick – und
damit steigt der Druck auf die deutschen Bischöfe zu handeln, und
zwar aus mehreren Gründen: Die katholischen Amtsbrüder in Österreich
nennen bestimmte Summen, die an Opfer je nach Schwere der Tat gezahlt
werden sollen, die Jesuiten sind mit einem Vorstoß vorgeprescht, und
die Missbrauchsbeauftragte des Bundes, Sabine Bergmann, ruft die
Bischöfe zur Entschädigung auf.
Dass die Kirche Geld an Opfer zahlt, sollte klar sein. Dennoch
sind die Bischöfe gut beraten, sich nach dem öffentlichen Druck nicht
überstürzt auf eine Summe festzulegen. Dazu ist das Thema zu heikel.
Denn die Zahlungen müssen in der Höhe ungefähr denen an
Zwangsarbeiter und misshandelte Heimkinder entsprechen und mit einer
Entschädigung anderer Institutionen kompatibel sein. Erschwerend
kommt der Föderalismus in der Kirche hinzu, denn jedes Bistum kann
selbst entscheiden, ebenso die Orden. Viel Fingerspitzengefühl ist
gefragt.
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