Neue OZ: Kommentar zu Kirchen / Papst / Großbritannien

Der Papst, der in die Kälte kam

Der geschichtlich bedeutsame, weil erste Staatsbesuch eines
Papstes überhaupt in Großbritannien ist für Benedikt XVI. eine
schwierige Mission. Fälle von sexuellem Missbrauch in der
katholischen Kirche überschatten die Reise. Scharfe Kritik an den
hohen Kosten des Besuchs, Pannen im Vorfeld und historische
Belastungen nach der Abspaltung Englands von Rom machen den
Aufenthalt nicht einfacher.

Und schon vor dem Besuch schlugen dem Papst antikatholische
Reflexe und die moralische Aggression kämpferischer Atheisten
entgegen, die am liebsten die Religionen ganz aus der Öffentlichkeit
verbannen wollen. Der Gegenwind weht so rau und heftig wie in kaum
einem anderen europäischen Land. Ein Triumphzug sieht anders aus.
Angesichts dieses kühlen Klimas hat es Benedikt schwer. Seine
Botschaften, Warnungen und Appellen werden in der britischen
Gesellschaft kaum auf einen besonders fruchtbaren Boden fallen.
Immerhin: Königin Elizabeth – auch sie ein offizielles
Kirchenoberhaupt – zeigte sich beim Empfang des prominenten
Staatsgastes gewohnt höflich.

Ebenso sinnvoll wie geschickt war es, dass sich der Papst zum
sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche ausdrücklich nicht in
Schweigen hüllte, sondern schon auf dem Hinflug unmissverständliche,
selbstkritische Worte fand und von einem Schock sprach. Diese
Äußerungen haben vielen Gegnern den Wind aus den Segeln genommen.

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