Neue OZ: Kommentar zu Konjunktur / Inflation

Ruhe gefragt

Inflation ist brandgefährlich. Das hat sich ins kollektive
deutsche Gedächtnis gebrannt. Bisher gelang es Politik und
Notenbanken, aktuelle Ängste im Zaum zu halten. Doch diese Phase
könnte enden. Denn während lange nur einzelne Pessimisten warnten und
dabei nicht immer handfeste Gründe nannten, bildet sich inzwischen
eine kleine Phalanx namhafter Volkswirte. Haben sie recht, wäre die
gängige Schmerzgrenze von zwei Prozent Preissteigerung bald ums
Doppelte überschritten. In Großbritannien ist es die Notenbank
selbst, die fünf Prozent für realistisch hält, wenn auch von einer
höheren Basis aus als in Deutschland.

Das Problem: Bisher haben sich die Notenbanker auf ihr Werkzeug
verlassen und die Politik sich auf sie. Die Zentralbanken pumpten
Abermilliarden in den Markt, entzogen ihm aber auch regelmäßig wieder
Liquidität. So ließ sich die ergänzende, konsequente
Niedrigzinspolitik halbwegs vertreten, die die Sparer frustrierte,
die Wirtschaft indes stimulierte. Nun aber kommen äußere Einflüsse
hinzu. Die Lage ändert sich grundlegend. Die Einfuhrpreise
explodieren, womit Inflation importiert wird. So wird sich das Leben
in Deutschland zwangsläufig verteuern. Um zwölf Prozent stiegen die
Einfuhrkosten im Dezember im Vorjahresvergleich. Am stärksten war das
Plus ausgerechnet bei Alltagswaren: Öl kostete 36,5 Prozent mehr,
Getreide sogar 56 Prozent. Dagegen kann Geldpolitik wenig helfen,
sondern eher Sparsamkeit. Und Ruhe. Denn höhere Preise sind
ärgerlich. Grund zur Panik aber nicht. Die strukturellen Risiken
bleiben äußerst gering.

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