Neue OZ: Kommentar zu Kriminalität / Amoklauf / Lörrach

Vom kranken Wunsch zu töten

Das Blutbad von Lörrach schockiert. Wie kann eine 41-Jährige den
eigenen Sohn und dessen Vater ermorden, die Wohnung sprengen und
anschließend im Krankenhaus wahllos auf Patienten und Pflegepersonal
schießen? In der Regel sind Amokläufer männlich. Sie gelten oft als
Außenseiter. Die dreifache Mörderin von Lörrach fällt aus diesem
Täterprofil heraus. Hier lief eine gebildete Rechtsanwältin Amok, die
am Computer keine Killerspiele aufsog, sondern auf der Tastatur über
Recht, Moral und Gerechtigkeit schrieb. Eine Frau aus der
vermeintlich „besseren Gesellschaft“, der man ein Ehrenamt im
Kunstverein oder im Elternrat des Kindergartens zutrauen würde, aber
niemals ein Blutbad. Wie konnte diese Frau so durchdrehen?

Es heißt, sie habe unter einer Beziehungskrise stark gelitten.
Hinter jedem Amoklauf steckt der Wunsch zu töten – und zu sterben.
Ihren Selbstmord inszenierte sie als blutiges Finale. Sie wollte so
viele Menschen wie möglich mit ins Grab nehmen – vor allem den
eigenen Sohn und den Ex-Mann. Hier wurde Liebe zu krankem Hass.

Dass die Rechtsanwältin als Sportschützin legal eine Pistole
besaß, dürfte ihr die Tatvorbereitung erleichtert haben. Ein striktes
Waffenverbot hätte das Blutbad aber nicht verhindern können. Die nach
den jüngsten Amokläufen eingeführten Verschärfungen reichen aus. Vor
Menschen, bei denen alle Sicherungen durchbrennen, gibt es kaum einen
Schutz.

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