Aufgeheizte Stimmung
Die Lage ist extrem angespannt: Bei der Versicherung Provinzial
Nordwest bangen Tausende Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze. Angeblich
will der Allianz-Konzern den kleineren Wettbewerber übernehmen. In
dieser Situation wird der Provinzial-Chef Ulrich Rüther
niedergestochen. Zwar verbieten sich voreilige Rückschlüsse.
Möglicherweise hat der Anschlag nichts mit dem Streit zu tun. Alle
Beteiligten sollten das Verbrechen aber zum Anlass nehmen, sich zu
mäßigen.
Die Debatte wird viel zu hitzig geführt. Noch ist nicht einmal
offiziell bestätigt, ob die Allianz wirklich Interesse an der
Provinzial hat. In jedem Fall würde die Übernahme teuer. Denn die
Provinzial ist ein kerngesundes Unternehmen. Außerdem würden zwei
völlig unterschiedliche Unternehmenskulturen aufeinandertreffen:
einerseits die öffentliche Versicherung Provinzial, die dem
Gemeinwohl verpflichtet ist und sich stark für Sport und Kultur
engagiert. Andererseits der private Riesenkonzern Allianz, der vor
allem auf Rendite und Aktienkurs achtet. So groß ist das Interesse
der Münchner vielleicht gar nicht am kleineren Wettbewerber.
Und wenn doch: Auch die Gewerkschaften und alle
Mitarbeiterproteste werden es letztlich nicht verhindern können, wenn
sich die Provinzial-Eigner unbedingt von Anteilen trennen wollen. Das
ist ihr gutes Recht. Niemand aber hat das Recht, einem anderen
Menschen nach dem Leben zu trachten.
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