Neue OZ: Kommentar zu Kriminalität / Waffen / Justiz

1,5 Millionen Täter?

Es ist eine erschreckende Zahl: 1452471 Sportschützen hat der
Deutsche Olympische Sportbund im vergangenen Jahr registriert – fast
1,5 Millionen potenzielle Täter? Wohl kaum, denn die Vereine sind
keine Trainingsstätten für den gezielten Amoklauf, sondern auf ihr
Image bedacht. Welcher seriöse Verein will schon seinen Ruf durch
Ballermänner in den eigenen Reihen riskieren? Oder womöglich mit den
Behörden in Konflikt geraten?

Ein Verbot aller tödlichen Sportwaffen, wie es die Waffengegner
der Initiative „Keine Mordwaffen als Sportwaffen“ anstreben, käme
einer Entmündigung gleich. Es würde der überwältigend großen Mehrheit
der Sportler, die die Sicherheitsvorschriften einhalten, das
Verantwortungsbewusstsein absprechen. Was in der Diskussion um ein
Waffenverbot nicht vergessen werden darf: Die Sportgeräte sind nur in
den falschen Händen tödlich.

Selbst wenn alle Schützenvereine nur noch mit Druckluftwaffen
schießen würden, wäre das nicht das Ende aller – unbestritten
tragischen – Amokläufe. Wer eine Gewalttat begehen will, findet dazu
ein Mittel. Manchmal reichen dafür die eigenen Hände. Martialische
Aussagen wie die von Beschwerdeführer Roman Grafe, dass das
Waffengesetz Schulmassaker begünstige, sind daher kontraproduktiv.
Sie lösen bei Waffenbesitzern einen Abwehrreflex aus, aber helfen in
der Diskussion keinen Schritt weiter.

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