Neue OZ: Kommentar zu Linken-Parteichef Ernst

Neid und Missgunst

Man muss nicht arm sein, um gegen Armut zu sein, hat Klaus Ernst
einmal gesagt. Er hat recht. Die Debatte um das Gehalt und den
Lebensstil des Linken-Parteichefs ist maßgeblich von Neid und
Missgunst geprägt.

Auf die Fakten reduziert, sind die Vorwürfe einer allzu
fürstlichen Entlohnung nicht haltbar: Ernst ist
Bundestagsabgeordneter, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und
Parteichef. Gemessen am Gehalt eines Facharbeiters, verdient der
Spitzenpolitiker zwar überdurchschnittlich gut. Gemessen an einer
tariflichen Arbeitszeit ist seine Woche aufgrund von Sitzungen,
Talkshows und Parteiveranstaltungen aber auch überdurchschnittlich
lang.

Und wer die Zulage für den stellvertretenden Linken-Fraktionschef
kritisiert, sollte erst dann aufschreien, wenn er weiß, dass alle
anderen Parteien ihrer Fraktionsspitze ebenfalls Zulagen zahlen. Die
liegen meist sogar noch über dem Extra-Einkommen des
Linken-Frontmanns.

Dass Ernst ebendiesen selbst erarbeiteten Wohlstand als
Porsche-Fahrer zur Schau stellt, mag angesichts seiner oft wenig
vermögenden Wählerschaft unsensibel wirken. Aber es ist beruhigend,
dass es auch Politiker gibt, die sich einen Lebensstil jenseits von
parteipolitischen Interessen erlauben.

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