Neue OZ: Kommentar zu Milchexport

Weißes Gold

Noch fließt der größte Teil des deutschen Milchexports ins
europäische Ausland, aber der Trend ist eindeutig: Die Nachfrage der
zahlungskräftigen Mittelschichten in Schwellenländern wie China und
Indien zieht die Exporteure magisch an.

Zumal der Transport der Ware nach Fernost verblüffend billig zu
haben ist – Schiffe, die Produkte aus chinesischen Fabriken nach
Europa bringen, fuhren bisher oft leer zurück. Jetzt laden sie
H-Milch und Milchpulver. Dass die deutschen Milchproduzenten in die
Ferne blicken, hat aber auch mit ihrem ungeliebten Heimatmarkt zu
tun. Niedersachsen etwa produziert weit mehr Milch, als es
verbrauchen kann. Der Konsum hierzulande geht zurück, und die bei
Lebensmitteln besonders knauserigen deutschen Käufer drücken
gemeinsam mit den mächtigen Handelsketten die Preise. Kein Wunder
also, dass die Milchbranche die oft besser zahlenden Abnehmer im
Ausland freudig bedient – oft in Regionen, die mangels geeigneten
Klimas den Milchdurst ihrer Bevölkerung kaum allein stillen können.

Der Sog des Weltmarkts hat aber auch andere Folgen: Große Erzeuger
in Deutschland sind bei diesem Geschäft im Vorteil. Die Konzentration
der Milchwirtschaft schreitet voran, kleine Betriebe weichen großen.
Hinzu kommt: Der Kampf um die knappen Flächen wird noch härter, und
noch mehr Gülle wird die Böden belasten. Weißes Gold für die Welt,
Gülle für Niedersachsen.

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