Neue OZ: Kommentar zu Nobelpreise / Wirtschaft

Ein unpolitischer Preis

Es ist eine salomonische Entscheidung: Mit der Vergabe des
Wirtschaftsnobelpreises an Alvin Roth und Lloyd Shapley zeichnet die
Stockholmer Jury in diesem Jahr Wissenschaftler aus, deren Arbeiten
hohes Ansehen genießen, die aber auch politisch weitgehend
unumstritten sind. Das war in der Vergangenheit schon anders.

Bis heute muss sich das Nobelkomitee nämlich Kritik anhören, weil
es Ökonomen wie Milton Friedman oder Paul Samuelson ausgezeichnet
hat. Sie gelten als Vertreter des Neoliberalismus und sind gerade im
linken politischen Spektrum umstritten. Andererseits wurde der
Wirtschaftsnobelpreis 2008 Paul Krugman zuteil. Er gilt in den USA
als Linksliberaler, diese Entscheidung erntete daher vor allem bei
Wirtschaftsliberalen Kritik.

Mit der diesjährigen Preisvergabe an Roth und Shapley scheint die
Stockholmer Jury auf Nummer sicher gehen zu wollen. Der Arbeitsfokus
dieser Wissenschaftler liegt nicht auf dem Verhältnis zwischen Staat
und Markt, dem Thema, das gerade in der internationalen Finanzkrise
so viel Streit auslöst. Sie befassen sich mehr mit der
Funktionsfähigkeit von Märkten, womit die Forscher etwa zum Aufbau
effizienter Datenbanken für Spenderorgane beigetragen haben. Das ist
zweifellos preiswürdig. Zugleich trägt die Jury zur Entpolitisierung
des Wirtschaftsnobelpreises bei. Das schadet sicher nicht, nachdem
die Kritik an der Auszeichnung zuletzt erheblich gewachsen ist.

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