Neue OZ: Kommentar zu Nokia

Von Nokias Fall

Der Sturz kam schnell, und er war hart. Vom unangefochtenen
Trendsetter wurde Nokia zum Problemfall. Die Finnen verpassten
Entwicklungen, wurden träge. Zu lange setzten sie aufs reine
Mobiltelefon, zu lax gingen sie mit Qualitätsproblemen um, zu
unentschlossen zeigten sie sich in der Frage eines Betriebssystems.
Das aber entscheidet darüber, was ein mobiles Endgerät heute alles
kann. Nokia wurde außerdem ausgebremst, weil dem Unternehmen anders
als Apple oder auch Samsung Erfahrung mit der elektronischen
Gerätewelt außerhalb der Mobiltelefonie fehlte. Folge: Smartphones
blieben bei Nokia ein Randprodukt.

Die jüngste Konzerngeschichte wirft auch ein neues Licht auf die
allgemeine Aufregung des Jahres 2008. In Bochum, man erinnert sich,
schloss Nokia sein Werk. Mehr als 2000 Beschäftigte mussten gehen,
die Arbeit wanderte nach Rumänien. Halb Deutschland empörte sich,
mancherorts kam es zu Boykotts.

Die jetzigen Probleme belegen, dass die Schließung im Ruhrpott
nicht aus reiner Profitgier geschah. Stattdessen musste die
Konzernführung auf dunkle Wolken reagieren, die sie richtigerweise
aufziehen sah. Gezeigt hat sich aber auch, dass eine billigere
Produktion den unternehmerischen Erfolg nicht garantiert, sofern
zugleich das Management patzt. Umgekehrt beweist Konkurrent Apple,
dass Technik auch teuer sein darf, wenn die Chefs den Nerv der Zeit
treffen.

Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: 0541/310 207