Nicht gut, aber angemessen
Adolf Sauerland kann unmöglich Oberbürgermeister von Duisburg
bleiben. Das wissen seine Beamten, das wissen die Angehörigen der
Loveparade-Opfer, das weiß auch die CDU-Parteispitze. Sauerland
selbst ist es sicherlich auch klar.
Eine andere Frage ist, wie und wann es dazu kommt. Ein schneller
Rücktritt hätte einen Teil des Zorns gebändigt. Kaum vorstellbar ist
allerdings, dass er den Angehörigen wirklich ein Trost gewesen wäre.
Jeder, der den sofortigen Abgang ohne materielle Rücksicht verlangt,
möge zudem prüfen, wie er sich selbst verhielte. Sauerland hat Fehler
gemacht. Schwere Fehler, so wie es aussieht. Sicher ist aber, dass er
nicht der Einzige war. Die Rolle von Polizei und Veranstalter sowie
Einzelpersonen ist ebenfalls zu klären. Wäre es wirklich so schlimm
gekommen, wenn alle städtischen Vorgaben beachtet worden wären?
Bisher ist das offen. Zu offen jedenfalls, als dass sich Sauerland
bei aller Tragik in den Ruin stürzen und für andere büßen wollte, die
ungeschoren bleiben könnten, sobald der erste Kopf gerollt ist.
Völlig unverständlich ist dies nicht. Sauerland hat auf seinem
Posten keine Millionen anhäufen können. Die Frage der
Altersversorgung ist zumindest unsicher. Er hat keine
Abfindungsklausel, er kann nicht damit rechnen, ein anderes Amt zu
ergattern, nicht einmal als Hinterbänkler im Parlament sitzen.
Seine Lage unterscheidet sich grundlegend von anderen
Verantwortungsträgern in Wirtschaft und Politik. Letztlich besteht
eine Regelungslücke, die er nicht zu verantworten hat. Eine reguläre
Abwahl mit allen Fristen und Versorgungsbezügen mag unbefriedigend
bleiben. Aber verkehrt ist sie nicht.
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