Neue OZ: Kommentar zu Russland / Rohstoffe / Arktis

Macht über das Meer

Die Arktis-Konferenz in Russland ist eine Farce. Den Blendern in
Moskau geht es nicht einmal im Ansatz um Umwelt und Klimaschutz. Was
zählt, ist einzig die Macht über das Meer, um sich die gewaltigen
Bodenschätze unter den Nagel zu reißen. Ähnliches gilt für die vier
anderen Nordpol-Anrainer USA, Kanada, Dänemark und Norwegen. Alle
wittern den Profit, den eisfreie Nordost- und Nordwestpassage
zwischen Barentssee und Beringstraße versprechen.

Wer die Angelegenheit allein durch die Wirtschafts-Brille
betrachtet, muss dafür sogar Verständnis aufbringen: Unter dem Eis
des Nordpolarmeeres liegt vermutlich ein Viertel der Weltvorräte an
Öl und Gas. Auch die Reeder frohlocken, dass beide Passagen pro Jahr
nicht nur rund 50, sondern womöglich bald bis zu 100 Tage befahrbar
bleiben. Weniger Transportzeit und Treibstoff bedeuten mehr Gewinn.

Zu befürchten ist, dass diese Sicht obsiegt. Russland poltert
bereits in Kalter-Krieg-Manier, droht gar mit paramilitärischen
Einheiten des Inlandsgeheimdienstes zum Schutz von
Territorial-Ansprüchen. Auch die anderen Anrainer verstehen sich aufs
Säbelrasseln. Beim Kampf um die Rohstoffe werden Eisbär und
Klimaschutz auf der Strecke bleiben, Öl-Katastrophen nie ganz
auszuschließen sein. Die UNO muss deshalb Stärke zeigen und den
Arktis-Staaten beim Griff nach dem Nordpol Grenzen setzen.

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