Neue OZ: Kommentar zu Schlecker

Nur Farbe reicht nicht

Dumpinglöhne, Mitarbeiter-Schikanen, Angst-Kultur: Das
Schlecker-Image könnte kaum schlechter sein. Jahrzehntelang hat
Firmenchef Anton Schlecker konsequent daran gearbeitet, das Netz
seiner Märkte mit scheinbar rücksichtsloser Kostensenkung auszubauen.
Die Geschichten über Filialen ohne Telefonanschluss, miserable
Bezahlung und den Kampf gegen Betriebsräte haben sich auch tief in
das Gedächtnis der Kunden eingegraben.

Anton Schleckers Kinder sprechen diese Missstände offen an. Das
ist ein wichtiger Schritt zu einer neuen Unternehmenskultur. Wenn
sich die Drogeriekette in den nächsten Jahren gegen Konkurrenten wie
Müller, DM und Rossmann behaupten und wenn sie nach den angekündigten
Marktschließungen einen weiteren Abbau verhindern will, muss ein
Imagewandel einsetzen. Hin zu einer ebenso kunden- wie
mitarbeiterorientierten Firma. Dass dieser Umbau bereits im nächsten
Jahr abgeschlossen ist, dürfte reines Wunschdenken sein. Zumal ein
paar Eimer Farbe dazu nicht ausreichen.

Eine tolle Chance für einen ersten Schritt bietet sich aber gerade
jetzt: In Niedersachsen streiken derzeit auch viele
Schlecker-Beschäftigte in den Tarifverhandlungen des Einzelhandels
für mehr Lohn. Würde der Konzern hier als Branchenvorreiter
freiwillige Zugeständnisse machen, wäre die Wirkung in der
Öffentlichkeit größer als mit jedem frischen Anstrich.

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