Scheinheilig
Griechenland gilt als Hochburg der Schwarzarbeiter. Sie und andere
Steuerhinterzieher schulden dem Fiskus 60 Milliarden Euro, wie schon
2011 eine „Task Force“ der EU ausgerechnet hat. Seitdem erhitzt die
Hilfe für den Euro-Krisenstaat hierzulande die Gemüter.
Vieles daran ist scheinheilig. Um ebenfalls geschätzte 60
Milliarden Euro Einnahmen wird auch der deutsche Staat von
Schwarzarbeitern und ihren Auftraggebern geprellt. Nicht wie im Fall
der Griechen in Summe, sondern sogar jährlich aufs Neue.
Deutsche haben also wenig Grund, sich über ausländische
Steuertrickser zu mokieren. Vor allem neigen sie – und das
unterscheidet sie von gelassenen Südländern – zur Rechthaberei.
Jemanden schwarz für sich arbeiten zu lassen und später nach
staatlicher Justiz zu rufen, wenn man sich dabei übers Ohr gehauen
fühlt: Darauf dürften die wenigsten Griechen kommen.
Umso erstaunlicher, dass sich sogar Bundesrichter mit einem
solchen Fall befassen müssen. Ihr Urteil, die Klage gegen
Schwarzarbeiter-Pfusch zurückzuweisen, ist uneingeschränkt zu
begrüßen.
Zum Glück lässt die Schwarzarbeit in Deutschland seit einiger Zeit
nach. Man muss aber erkennen, dass Schattenwirtschaft nicht in erster
Linie durch klamme Häuslebauer erzeugt wird. Die Dimension ist viel
umfangreicher, wie aktuelle Skandale aus regional bedeutsamen
Wirtschaftszweigen zeigen.
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