Armutszeugnis
Traurig, aber wahr: Hartz IV bleibt unverändert der Inbegriff für
ein Leben am Rande der Gesellschaft. Wer auf die Grundsicherung
angewiesen ist, muss vor allem eines können: verzichten. Große
Sprünge lassen sich auch mit 364 Euro nicht machen. Fünf Euro mehr –
das reicht nicht einmal für einen Kinobesuch. Von „anstrengungslosem“
Wohlleben kann also keine Rede sein, auch wenn es nach wie vor
Kritiker gibt, die nicht müde werden, Leistungsempfängern Faulheit
und das Ausnutzen anderer Menschen zu unterstellen. Das ist schon
insofern beschämend, als unter den Hartz-IV-Beziehern auch
Hunderttausende von alleinerziehenden Müttern sind, die sich
keineswegs in der sozialen Hängematte ausruhen, sondern
verantwortungsvoll um ihre Kinder kümmern.
Ihnen und vielen anderen das Leben ein wenig zu erleichtern wäre
aller Ehren wert gewesen. Natürlich kann es schon allein wegen der
angespannten Haushaltslage nicht darum gehen, wahllos Wünsche zu
erfüllen. Doch lässt sich zumindest darüber streiten, wie sinnvoll
die Regierung mit dem ihr anvertrauten Geld umgeht. Und es ist schon
bizarr, dass die Koalition der hochprofitablen Atomindustrie weit
entgegenkommt und dem Hotelgewerbe ein Steuergeschenk von einer
Milliarde Euro im Jahr macht, für die Ärmsten der Armen (inklusive
ihrer 1,7 Millionen Kinder!) aber nur 800 Millionen Euro zusätzlich
bereitstellt. Dabei wären gerade deutlich stärkere Anstrengungen in
der Bildung wichtig gewesen. Denn nichts beugt Armut besser vor.
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