Neue OZ: Kommentar zu Soziales / Pflege

Weg von Kuschelnoten

Das Internetportal www.pflegelotse.de wurde bisher rund 17
Millionen Mal angeklickt. Diese immense Zahl belegt das gewaltige
Interesse an verlässlichen Informationen über Pflegeheime und
ambulante Dienste. Doch die kostspielige Prüfung durch den
Medizinischen Dienst der Krankenkassen und die Benotung sind nur dann
sinnvoll, wenn sie Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen
tatsächlich Orientierung bieten.

Bisher aber sind die Noten zu positiv, sodass die Bewertung
Missstände verschleiert. Was in der Schule zutrifft, gilt auch hier:
Kuschelnoten sind nur eingeschränkt aussagekräftig. Daher sollten die
Kassen, Sozialverbände und Heimträger für eine bessere Gewichtung
sorgen – und das so bald wie möglich. Bei der Stiftung Warentest
erhält ein Elektrogerät eine schlechte Gesamtnote, wenn es bei der
Sicherheitsprüfung durchfällt – egal, wie hervorragend die sonstige
Qualität und Ausstattung sind. Genauso muss es bei den Pflegenoten
sein.

Wenn zum Beispiel ein Heim es nicht schafft, schmerzhaften
Druckliege-Geschwüren vorzubeugen, muss die Note „mangelhaft“ zur
generellen Abwertung führen. Denn dies ist buchstäblich ein wunder
Punkt in vielen Einrichtungen. Unabhängig von der Bewertung sind
Pflegebedürftige und Angehörige gut beraten, sich nicht allein auf
die Noten zu verlassen. Wichtig ist, dass sie sich viel Zeit nehmen,
um sich ein Heim gründlich anzusehen – und zwar rechtzeitig.

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